Erfahrungsbericht Silke Lerch, Mutter zweier "ADS-Kinder"

Diagnose der Kinder: ADS

Klinikaufenthalt: November 2013

Meine beiden Kinder (8 und 12 Jahre) kamen Ende November 2013 für einen vierzehntägigen Aufenthalt in die Klinik am Steigerwald zur ADS-Therapie. Mit der Therapie verknüpfte ich die Hoffnung, dass sich beide Kinder in der Schule besser konzentrieren können, aufmerksamer sind, ihren Schulfrust überwinden und auch lernen, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. Nach einer herzlichen Begrüßung durch das Aufnahme-Team der Klinik folgte ein Arztgespräch, bei dem auch die Kliniklehrerin und ADHS-Trainerin Frau Reiter anwesend war, die als feste Ansprechpartnerin die ganze Zeit für die Kinder da war. Von Anfang an wirkte alles sehr familiär und auf die Kinder bezogen. Bereits im Vorfeld des Aufenthaltes bekamen die Kinder von der ADHS-Trainerin einen persönlichen Brief, der ihnen eine mögliche Scheu eines Aufenthaltes nehmen sollte und sofort eine emotionale Bindung, die wichtig für eine erfolgversprechende Therapie ist, herstellte.

Nach der ärztlichen Anamnese durften die Kinder ihr Zimmer beziehen und dieses nach ihren Wünschen persönlich gestalten, sämtliche mitgebrachten Kuscheltiere, Plüschdecken und diverse Spielsachen hielten Einzug in das neue vorübergehende Reich. Dadurch fühlten sich die Kinder gleich wohl und die neue Atmosphäre wirkte nicht so fremd. Auch die Schwestern, die in nächster Zeit für sie zuständig waren, stellten sich sofort bei den Kindern vor und erklärten den Tagesablauf. Zur besseren Orientierung gab es für jeden Tag und für jedes Kind einen individuellen Tagesplan, auf dem befanden sich die Essenszeiten, die einzelnen Therapien, die vorgesehene Freizeitgestaltung, Hausaufgabenzeit, Arzttermine, u.s.w. So wussten die Kinder immer, was zu welcher Zeit zu tun war und sie hatten einen für sie als ADS-Kinder wichtigen festen äußeren Rahmen. Gleichzeitig führte sie der Tagesplan ein Stück weiter zur Selbstständigkeit, was sie natürlich sehr stolz machte. Die Kinder fühlten sich sofort in der Klinik am Steigerwald wohl, was nicht zuletzt auch daran lag, dass die Klinik nicht wie ein normales Krankenhaus aussieht, sondern man eher den Eindruck hat, man kommt "nach Hause". Es herrscht eine ruhige, gemütliche, freundliche Atmosphäre. Alles wirkt wie ein geschützter Rahmen, bei dem der einzelne Patient im Mittelpunkt steht. Von Anfang an kümmerten sich alle um die Kinder. Auch die Gärtnerin mit ihren Hunden war Ansprechpartnerin für die beiden und zeigte ihnen viele interessante Dinge im Garten. Einmal nahm sie die beiden sogar zum Bäume pflanzen in Gerolzhofen mit.

Die Kinder fühlten sich auch deshalb wohl, weil die Klinik den Kindern genug Platz zum Toben und Erleben bietet. Da wäre einmal das große Außengelände mit Schwungstein, Barfußweg, Kräutergarten, der Wald, der die Klinik umgibt und der regelmäßig bei spannenden Abenteuertouren gemeinsam mit der ADHS-Trainerin erkundet wird, oder der Pavillon, in dem die Kinder viele Spielsachen und Turnmöglichkeiten vorfanden. Auch die Bibliothek im Panoramazimmer hat den Leseratten einiges zu bieten gehabt und am großen Tisch wurde gemeinsam mit anderen Patienten gespielt und gebastelt. Unsere Kinder kamen mit einer ganzen Tasche voller Bastelsachen aus den verschiedensten Materialien zurück. Vor allem Origami förderte besonders die Konzentration der beiden. Das Bogenschießen gefiel den Kindern auch sehr gut, es ist zum einen eine nicht alltägliche Sportart und zum anderen half es den beiden, in sich zur Ruhe zu kommen, sich zu konzentrieren, das Ziel vor Augen zu haben. Die Bogenschießtherapeutin ließ sich immer wieder interessante Aufgabenstellungen einfallen, die die Kinder immer ein Stück weiter brachten, was ihre Konzentration anbelangte. Im Rahmen der auf ADHS-Kinder bezogenen Lerntherapie bekamen die Kinder hilfreiche Tipps für die Schule, wie sie sich konzentrieren können, wie sie sich besser strukturieren und organisieren können. Es wurde die selbstständige und eigenverantwortliche Vorbereitung für Schulaufgaben, Tests oder Referate geübt. Auch das Thema Hausaufgaben wurde in mehreren Stunden bearbeitet, so dass diese inzwischen bei uns zu Hause kein täglicher Kampf mehr sind. Die Kinder bekommen außerdem im ADHS-Coaching gezeigt, wie sie mit motorischer Unruhe umgehen können, wie sie mit den Ablenkungen im Klassenraum zurecht kommen und welche Bewegungspausen für sie am besten sind. Auch das war für mich eine neue Erfahrung. Bewegungspause ist nicht gleich Bewegungspause. Jedes Kind braucht bestimmte Formen der Bewegung, um anschließend wieder konzentriert lernen zu können. Was meinen Kindern auch sehr geholfen hat, war, dass die Kliniklehrerin auf die Lern- und Wissenslücken eingegangen ist und wie in einer Art Nachhilfe dafür gesorgt hat, dass die Kinder ihre Lernlücken schließen konnten. Das hat ihnen einen ganz anderen Start in der Schule nach dem Klinikaufenthalt gewährleistet. Bei meiner Tochter bekam ich beispielsweise auch gezeigt, wie ich mit ihr zu Hause üben kann und welche Übungsmethoden im mathematischen Bereich für sie die besten sind. Überhaupt spielte die Elternberatung eine wichtige Rolle. Die individuellen und täglichen Therapien führten dazu, dass ich bereits, als ich nach einigen Tagen zu Besuch kam, schon erste positive Veränderungen bei meinen Kindern bemerkte. Meine Kinder wirkten viel ausgeglichener, ruhiger, gelassener und auch selbstbewusster. Sehr wichtig bei allen äußeren Therapien ist natürlich das Trinken des Dekoktes, dem Heilkräutertee, der auf jedes Kind und seinen momentanen Zustand individuell abgestimmt wird und sich auch während und nach dem Klinikaufenthalt ständig verändern kann. Die Ärzte, Therapeuten und ADHS-Trainerin haben sich täglich ausgetauscht über die Entwicklungsschritte der Kinder, um das Dekokt dann entsprechend anzupassen. Das Dekokt trinken war aber nicht immer einfach, ab und zu wurde es von den Kindern vergessen; aber auch hier wurde eine Lösung gefunden, denn die Dekokte konnten die Therapie maßgeblich beeinflussen. Auch heute merke ich noch am Verhalten meiner Kinder, ob sie ihren Dekokt getrunken haben oder nicht.

Für uns hat sich der Klinikaufenthalt auf jeden Fall gelohnt. Meine Hoffnungen zu Beginn des Aufenthaltes haben sich erfüllt. Beide Kinder haben wieder Freude an der Schule. Der Schulfrust ist verschwunden. Da sie sich besser konzentrieren können, ist auch eine bessere Mitarbeit möglich und sie können dem Unterrichtsstoff besser folgen. Sie haben gelernt, sich besser zu organisieren, strukturiert zu arbeiten und somit bleiben auch die Erfolgserlebnisse nicht aus, was sich auch in den Zeugnissen zeigt. Auch der Familienalltag ist dadurch entspannter geworden. Heute nutzen wir noch ab und zu das ambulante Behandlungsangebot der Klinik am Steigerwald.

Bei Fragen können Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Meine Kontaktdaten erfahren Sie über die Kliniklehrerin Natascha Reiter (n.reiter@tcmklinik.de oder 09382-949242).

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